„So lange wir zusammen waren, hätte ich ihm das nie zugetraut. Nachdem wir uns getrennt hatten, habe ich ein völlig neues Gesicht von ihm kennen gelernt.“

Diesen oder ähnliche Sätze hören wir oft in der Beratung. Das Thema ist groß. Doch ganz besonders heftig kann es werden, wenn eine Trennung nicht auch digital sauber abgewickelt wird. Viele Menschen teilen mit ihrem*ihrer Partner*in Passwörter, Accounts und Geräte. Wenn dann die Harmonie in der Beziehung abhanden kommt, bedenken viele gar nicht, welch großes Missbrauchspotential damit verbunden ist. Vielen fällt das Problem erst auf, wenn es für die einfachen Maßnahmen schon viel zu spät ist.

Deshalb empfehlen wir eine Trennung nicht nur analog, sondern auch digital sauber abzuwickeln.

Hier eine Checkliste, woran man unbedingt denken sollte:

  • gemeinsam genutzte Accounts auflösen
  • Passwörter, die beiden bekannt sind, ändern
  • Am besten alle Passwörter ändern. Besonders wichtig sind E-Mail-Passwort und das für den Apple-Account bzw. Google-Account. Aber auch das W-Lan-Passwort und das Passwort des W-Lan-Routers sind wichtig.
  • Social Media: Es ist empfehlenswert, sich (zumindest für eine bestimmte Zeit) gegenseitig zu entfolgen. Am besten sollte man das vorher besprechen, damit es nicht zu Missverständnissen führt.
  • Werden Sie nicht selbst zur stalkenden Person. Liebeskummer kann dazu verführen, die Person über Social Media zu beobachten. Meist ist das dazugehörige Kopfkino viel schlimmer, als die Realität. Etwas Positives ist dabei noch nie heraus gekommen. Wenn möglich, verabreden Sie bei der Trennung, dass Sie sich eine Weile gegenseitig „blocken“, damit keine*r in Versuchung kommt.
  • Vorsicht mit Diensten, die Daten teilen. WhatsApp teilt z.B. mit, wann eine Nachricht gelesen wurde. Manche Menschen teilen ihren Standpunkt oder welche Musik sie gerade hören. Prüfen Sie, wie unangenehm es Ihnen wäre, wenn ihr*e Ex zum Beispiel alle Fotos ansieht, die Sie auf Flickr veröffentlichen oder stets weiß, welche Musik Sie hören oder wo Sie sich aufhalten. Wenn Sie das nicht wünschen, verzichten Sie auf diese Dienste oder legen Sie sich einen neuen Account zu oder blocken Sie die entsprechende Person, falls möglich.
  • Freund*innen über die Trennung informieren und darum bitten, keine Daten oder Informationen an den*die Ex weiterzugeben.
  • Wenn der*die Ex-Partner*in während der Beziehung Zugriff auf das Smartphone hatte, ist es eine sinnvolle Vorsichtsmaßnahme, auf dem Gerät die Werkseinstellungen wiederherzustellen (nicht vergessen, vorher Daten zu sichern).
  • Updates sind zwar keine spezielle Übung für eine Trennung, aber Updates sind immer wichtig. Eine Trennung ist ein guter Anlass, alle Geräte mal auf den neuesten Stand zu bringen.
  • W-LAN: Haben Sie den Router in Ihrer eigenen Wohnung selbst eingerichtet? Falls nicht, ist jetzt ein guter Zeitpunkt, sich die Sache mal genauer anzusehen. Zu lernen, wie das geht, ist gar nicht so schwer.
  • Überlegen Sie sich, welche Geräte in Ihrem Haushalt alle nicht von Ihnen selbst eingerichtet wurden und eignen Sie sich diese Geräte an. Diese zu verwalten ist jetzt Ihre Aufgabe und unabhängig davon, ob es ihr*e Ex oder eine ganze andere Person ist, die es möglicherweise auf Sie abgesehen hat: Sie müssen Ihre Geräte selbt verwalten, weil sie sonst irgendwann unsicher werden.
  • Behalten oder erlangen Sie die Kontrolle über alle von ihnen genutzten Accounts und Geräte.

Weitere Tipps, die auch während einer Beziehung helfen:

 

  • Streiten Sie nicht in Kurznachrichten. Das Missverständnispotential ist enorm hoch. Wenn Sie merken, dass eine Kurznachrichten-Konversation aus dem Ruder läuft, beenden Sie den Dialog und setzen Sie ihn bei einer analogen Begegnung fort.
  • Ist es wirklich nötig, Passwörter und Accounts zu teilen? Klar braucht nicht jede*r einen eigenen Netflix-Account, aber eine E-Mail-Adresse teilt man eben lieber nicht. Allein aus Höflichkeit denen gegenüber, die einer schreiben und vielleicht gar nicht wissen, dass da noch andere mitlesen können.
  • Passwörter sind dafür da, dass nur Sie diese kennen. Diese nicht an Partner*innen weiterzugeben kann man auch als Vertrauensbeweis sehen. Probieren Sie doch mal aus, wie Ihnen die folgenden Sätze stehen: „Wir vertrauen einander so sehr, dass wir uns auch Privatsphäre zugestehen.“ und „Ich möchte nicht, dass ich als erstes an dich denke, wenn auf meinem Gerät etwas komisch ist und ich mich frage, ob da wer dran rumgefummelt hat. Indem du meine Passwörter nicht kennst, schütze ich dich davor, in falschen Verdacht zu geraten.“
  • Richten Sie gemeinsam genutzte Geräte (wie den Router) auch gemeinsam ein. Klar kann Arbeitsteilung super sein. Aber es ist immer wichtig, dass alle Beteiligten wenigstens eine ungefähre Ahnung haben, was im Haushalt so passiert.

 

Autorin: Leena Simon

Wir beraten Sie zum Thema Digitale Sicherheit bei Verdacht auf (Cyber)Stalking gerne persönlich. Unser Beratungsangebot finden sie hier.