Prävention Digitaler Gewalt: Digitale Selbstbestimmung

Was meinen wir eigentlich mit digitaler Selbstbestimmung?

Noch existiert keine allgemeingültige Definition für den Begriff der Digitalen Selbstbestimmung, obwohl es immerhin erste theoretische Auseinandersetzung mit dem Begriff gibt. Daher beziehen wir uns erst einmal darauf, was wir mit dem Begriff meinen:

Wir verstehen unter dem Begriff der „Digitalen Selbstbestimmung“ den bewussten, informierten und selbst-entscheidenden Umgang mit digitalen Medien und dem digitalen Raum, sofern es die gegeben Rechte, sozialen Normen und digitalen Medien es zulassen.

Wir nehmen an, dass Willensbereitschaft und Informationsgewinnung jeder einzelnen Personen selbst, grundlegende Voraussetzung für digitale Selbstbestimmung ist. Mittels der Informationen können dann entsprechende Kompetenzen erweitert werden. Wir lernen Neues, lernen dieses zu verstehen und finden eine eigene Haltung dazu. Daraus resultiert dann, unser individuelles, bewusstes Handeln – im Rahmen der Möglichkeiten.

Denn auch digitale Selbstbestimmung hat an gewissen Stellen Grenzen. Dort, wo die Selbstbestimmung anderen Personen schaden könnte oder wo Gesetze diesen Freiraum (der freien Entscheidung) verwehren. Grenzen entstehen aber auch, wenn uns der Zugang zu Informationen nicht ermöglicht wird.

Digitale Selbstbestimmung besteht also aus verschiedenen Komponenten, die alle mit einander zusammenhängen. Es ist ein Thema, das viel Raum für Diskussionen und Kontroversen bietet. Denn, wie sollen wir damit umgehen, wenn uns der Zugang zu Informationen verwehrt oder erschwert wird oder Gesetze unsere digitale Selbstbestimmung eingrenzen?

Wir sehen hier viel Handlungs- und Gesprächsbedarf für die Politik, Betreiber und Anbieter der Medien und die gesamte Gesellschaft!

Wir können schon mal beginnen – nämlich mit uns selbst!

Wieso ist das überhaupt so wichtig?

Als feministisches Projekt, möchten wir Frauen* darin stärken und ermutigen, selbstbestimmt zu handeln und das bestenfalls in allen Lebensbereichen, wie z.B. bei der Partner*innen-Wahl, Reproduktion oder Berufswahl.

Das machen wir, weil wir denken, dass ein selbstbestimmtes Leben das Recht jeder Frau* und jeder Person ist.

Leider wird jedoch genau das, besonders für Frauen* in unserer Gesellschaft, teilweise erschwert.

Auf gesellschafts-politischer Ebene kämpfen wir weiter für mehr Selbstbestimmung für Frauen*!

Direkt mit den Frauen* erarbeiten wir, im Rahmen der Möglichkeiten, Schritte hin zur Selbstbestimmung. So auch zur digitalen Selbstbestimmung.

Digitale Medien begegnen uns jeden Tag. In unserer Beratungsarbeit fällt uns auf, dass Frauen* zwar auch alltäglich digitale Geräte und Medien nutzen, diese aber seltener „gut verstehen“ bzw. Einstellungen daran vornehmen können oder wollen. Wenn ein Gerät oder Account eingerichtet werden muss oder es Probleme mit einem bestehenden Gerät oder Account gibt, geben viele Frauen* dies an Dritte ab. „Dritte“ kann der Partner sein, ein Familienmitglied, Kollege oder Mitarbeiter eines „Tech-Shops“. (Hier ist bewusst nicht gegendert, da es eben häufig an männliche Personen abgegeben wird!)

Das Gerät unbeachtet „aus der Hand zu geben“ verringert enorm die Selbstbestimmung und fördert das Risiko des Missbrauchs und somit auch das der digitalen Gewalt.

Aber auch, wenn wir das Gerät nicht in andere Hände geben, sondern versuchen, alles selbst zu regeln, müssen wir bei der Nutzung Vieles beachten, damit unsere digitale Selbstbestimmung so gut es geht erhalten bleibt. Wir müssen uns über individuelle Sicherheitseinstellungen unserer Apps, Accounts und Geräte selbst informieren und bewusste Entscheidungen treffen.

Denn auch die Firmen und Anbieter der verschiedensten digitalen Medien lassen Sicherheitslücken für die Nutzer*innen zu, meist aus eigenem Interesse. So werden z.B. bei verschiedenen Apps unsere Nutzerdaten, zum Teil ohne unser Wissen oder ohne Wahlmöglichkeit, an Dritte verkauft und unser digitales Verhalten analysiert.

In unserer Veranstaltungs- und Workshop-Reihe im Herbst/Winter 2022 möchten wir erste Impulse und Hinweise auf dem Weg zur digitalen Selbstbestimmung anbieten. In den Workshops geht es weiter darum, diese neu erlangten Informationen direkt in der Praxis auszuprobieren und ein Gefühl dafür zu bekommen. Bringt also eure Smartphones oder andere digitalen Geräte mit!

Alle Informationen dazu hier: https://www.anti-stalking-projekt.de/veranstaltungen/

(geschrieben von Friederike Behrendt, Beraterin Anti-Stalking-Projekt)